Liebe Libellenfreunde,
wie schnell auf den ersten Blick steril wirkende Kleingewässer von verschiedenen Tierarten besiedelt werden, hat Herr Sälzer eindrucksvoll dokumentiert.
Seine Kalender sollten dazu beitragen, der natürlichen Umwelt auch im urbanen Raum mehr Beachtung zu schenken. Darüber hinaus sind die Libellenfotos geradezu eine Aufforderung zur aufmerksamen Naturbeobachtung, ob am Baustellentümpel, am eigenen Gartenteich oder in der freien Natur. Libellen faszinieren durch ihre leuchtenden Farben, den filigranen Körperbau und ihre Flugakrobatik und können - falls Sie es noch nicht wissen sollten - n i c h t stechen!
Die Geschichte des kleinen Baustellentümpels am Seilerweg zeigt aber auch beispielhaft, dass es oft nur ein wenig guten Willens bedarf, um selbst mitten im Siedlungsraum - also direkt vor unserer Haustür - wertvolle Lebensräume entstehen zu lassen und zumindest zeitweise zu erhalten.
Im vorliegenden Fall bedurfte es dazu eines engagierten Anwohners, der den Wert des Tümpels erkannte, und eines verständnisvollen Bauträgers - die HWG Hattingen, die auf Nachfrage zusicherte, den Tümpel trotz beginnenden Baubetriebes so lange wie möglich zu erhalten.
Insbesondere flugfähige Arten profitieren vom Angebot selbst zeitlich begrenzter Lebensräume und wissen diese sehr erfolgreich zu nutzen. So konnten hier bis 2010 nicht weniger als 21 Libellenarten nachgewiesen werden, darunter mehrere gefährdete Arten der roten Liste und Erstnachweise für das Hattinger Stadtgebiet.
Besonders spektakulär war die Beobachtung der Frühen Heidelibelle Sympetrum fonscolombii. Sie stammt urspünglich aus dem mediterranen Raum, tritt im Rahmen der Klimaerwärmung aber zunehmend auch in Mitteleuropa auf. Jetzt ist sie erstmalig auch in Hattingen entdeckt worden. Die Art belegt, dass selbst temporäre Baustellentümpel wertvolle Trittsteinbiotope für seltene und bedrohte Tierarten sein können.
Mit freundlichen Grüßen Thomas Kordges BUND-Hattingen
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